Es gibt einen Ort....

 

Realschule Plus auf der Karthause bei Deutsch-Polnischem Schülerzeitungsforum in Polen

 

Zum ersten Mal fand ein Forum für Schülerzeitungsredaktionen von rheinland-pfälzischen und polnischen Schulen statt, organisiert von der ADD Koblenz, dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Rheinland-Pfalz, und dem Bildungskuratorium Opole/Polen. Anlass für dieses Projekt ist das 20jährige  Bestehen des internationalen Jugend Workcamps, bei denen Jugendliche (ab 18) Kriegsgräberstätten in ganz Europa pflegen. Die Schülerzeitungsredaktion der Realschule plus auf der Karthause unterstützte die deutsche Seite dieses Schülerzeitungsseminars, an dem insgesamt 6 deutsche Schüler und 12 polnische Schüler teilnahmen.


Deutsche und polnische Schülerzeitungsredakteure trafen sich im rund 900 km entfernten Niwki (Tempelhof) in Polen, um gemeinsam die Nationalgedenkstätte Lambinowice zu besuchen. Dort besichtigten die Schüler das ehemalige Kriegsgefangenenlager, das bereits im Jahr 1871 gebaut wurde und in dem Kriegsgefangene der beiden späteren Weltkriege inhaftiert wurden, eine eindrucksvolle Reise in eine dunkle Vergangenheit. In Zusammenarbeit mit der Redaktion der Regionalzeitung „Nowa Trybuna Opolska“ („Neue Oppelner Tribüne“) entstand eine zweisprachige Beilage unter dem Titel „Aufruf zur Erinnerung“, die am 27. Mai in Oppeln erschien. Die Schülerzeitungsredakteure arbeiteten zweisprachig, in Deutsch und in Polnisch, da es in der Region um Oppeln eine deutsche Minderheit gibt.


Zunächst besuchten die Redakteure den alten Friedhof mit den Gräbern der Kriegsgefangenen unterschiedlicher Nationen der beiden Weltkriege. Hier fanden sie auch Kindergräber und Gräber der deutschen Bevölkerung, die im dortigen Arbeitslager nach dem 2. Weltkrieg 1945/46 ums Leben kamen. Auch die Gräber der russischen Soldaten besuchten die Schüler, die im sogenannten „Russenlager“ ein besonders hartes, entbehrungsreiches Leben in Gefangenschaft fristeten. Im Museum hatten die jungen Redakteure die Gelegenheit, an Hand von originalen Fotos, Filmen oder persönlichen Gegenständen in das Leben im Gefangenenlager Lamsdorf einzutauchen.

Nach diesen Eindrücken traf man sich mit den Journalisten der „Nowa Trybuna Opolska“ , um den Beitrag für die geplante Beilage abzusprechen: Anzahl der Bilder, Textlänge. Zurück in Niwki ging es dann an die Arbeit: Themen wurden diskutiert, Fotos gesichtet, Texte formuliert. Doch bevor die Redaktionsarbeit so richtig losgehen konnte, mussten sich die Redaktionsteams der beiden Länder  finden, was zunächst gar nicht so einfach war, zumal sprachliche Verständigungsprobleme erst einmal überwunden werden mussten. Gut, dass es drei Schüler gab, die sowohl polnisch als auch deutsch sprachen. Ansonsten half die englische Sprache weiter. So arbeiteten dann gemischte Redaktionsteams mit deutschen und polnischen Schülern zusammen. Jeder Teilnehmer drückte in wenigen Sätzen seine Gedanken zu dem Besuch in Lambinowice aus, dargestellt mit einem Porträtbild auf den Innenseiten der Beilage. Die einzelnen Beiträge der Schüler wurden zum Teil zweisprachig erstellt. Weitere Anregungen dazu erhielten die Schülerzeitungsredakteure beim Besuch im Direktorium des Zentralen Museumsarchivs in Opole am nächsten Tag. Hier konnte man sich in einer kleinen Ausstellung informieren und auch Mitarbeitern des Archivs  Fragen stellen, die  umfassend beantwortet wurden. Den Rest des Tages verbrachte man dann mit der  Fertigstellung der Artikel und der Bildauswahl. Jetzt hieß es, nicht nur die Texte, sondern auch die Uhr im Blick zu haben, denn es galt, den  Redaktionsschluss unbedingt einzuhalten. Ein professioneller Dolmetscher unterstützte die Arbeit und sorgte dafür, dass alle sprachlichen Hürden schließlich ausgeräumt werden konnten.

Nach getaner Arbeit nahm Herr Andzrej Popiolek vom Bildungskuratorium Opole die Schüler mit auf eine Stadtführung durch Oppeln. Interessant neben all den Sehenswürdigkeiten fanden alle im Bildungskuratorium den Paternoster, einen Personenumlaufaufzug, den es bei uns in Deutschland eigentlich nur noch ganz selten gibt und der dann auch gleich mehrfach ausprobiert wurde. Bei einem leckeren Abendessen verabschiedeten sich alle  Teilnehmer des Seminars. In großer Runde bedankten wir uns für die herzliche Gastfreundschaft in Niwki, die wir jederzeit gespürt haben, unser Dank ging auch an den Volksbund deutscher Kriegsgräber und die ADD Koblenz , die die Organisation des Forums übernommen hatten.

Vor uns lag früh am nächsten Morgen eine lange Heimreise nach Deutschland, im Gepäck viele Eindrücke von all dem, was wir gesehen und erlebt haben:

-        der Begegnung mit Menschen, die wir dort kennengelernt haben und die uns sehr freundlich aufgenommen haben,

-        der Bedeutsamkeit von Sprachkompetenz, die ungemein wichtig für die Verständigung ist,

-        einem Ort, in dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen und wir die Erinnerung an die Geschichte dort bewahren müssen.

Karoline Herz