„Nur wir haben überlebt“

Der Autor des Buches „Nur wir haben überlebt“ ist Dr. Boris Zabarko. Am 06. Oktober 2022 hat er einen Vortrag über sein Buch auf dem Campus der Universität Koblenz gehalten. Für den Vortrag wurde in den Abschlussklassen Werbung gemacht. Wir waren im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „Demokratie leben – Stolpersteine“ bei dem Vortrag. Auch andere Schüler, Eltern und Lehrkräfte unserer Schule haben daran teilgenommen.  

Dr. Zabarko ist Ukrainer, wurde im Jahr 1935 geboren und hat eine faszinierende Lebensgeschichte. Als Jude floh er mit seiner Familie aus dem Ghetto. Sein Vater und sein Onkel sind im Krieg gefallen. Er berichtete, wie schlimm das Leben als Jude im Zweiten Weltkrieg in der Ukraine gewesen ist und dass viele Menschen ermordet wurden. Um seine Aussagen zu bekräftigen hat er Zahlen genannt, die uns erschrocken haben. Z. B. berichtete er, dass vor dem Krieg 170.000 Juden in der Ukraine lebten. Nach dem Krieg sind es bis heute unter 100.000. Das heißt, dass sich die durch den Holocaust dezimierte jüdische Gesellschaft in der Ukraine bis heute nicht erholt hat. 

Dr. Zarbarko erzählte, dass Nichtjuden im Krieg den Juden halfen, indem sie sie versteckten und sie mit Nahrung unterstützten. Herr Zabarko hat das insbesondere deshalb sehr schätzend erwähnt, weil diese Menschen selbst nur wenig zu Essen hatten und ihr Leben riskierten, wenn sie dabei erwischt wurden, dass sie Juden versteckten. Weswegen Dr. Zabarko diese Menschen auch als Helden betitelt und sich nach dem Krieg für ein Dorf einsetzte, dass sich besonders während des Zweiten Weltkrieges im Einsatz zum Schutz von Juden hervortat. Er wünscht sich eine Ehrung für dieses Dorf. 

Nach dem Krieg war es für Juden in der Ukraine nicht möglich über ihre Verfolgung zu sprechen. Als überlebender Jude, der darüber sprach, hätte sich auch Dr. Zabarko rechtfertigen müssen, warum er es geschafft hatte den Holocaust zu überleben. Warum ist man nicht getötet worden? Hat man womöglich mit dem Feind zusammengearbeitet? Ist man damit ein Verräter und müsste jetzt bestraft werden? Holocaustforschung war darüber hinaus in der Sowjetunion verboten. 

So wie Dr. Zabarko ging es allen überlebenden Juden in der Sowjetunion. Sie trauten sich nicht über ihre schreckliche Vergangenheit zu sprechen. Erst ab 1996 beginnt Dr. Zabarko andere Juden zu ihrer Geschichte zu befragen und beschließt die Schicksale in einem Buch zu sammeln. Dieses Buch erschien 1999 mit dem Titel: „Nur wir haben überlebt.“ Viele seiner Leidensgenossen sprachen im Zuge der Interviews erstmals über ihre tragische Vergangenheit. 

Die Russen, die die Ukraine am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten befreiten hat Dr. Zabarko lange Zeit als seine Befreier bezeichnet. Nie hätte er gedacht, dass es zwischen Russland und der Ukraine jetzt, also 2022, zu einem Krieg kommen würde. Die Russen, seine damaligen „Befreier“, sind nun die Angreifer. 

Dr. Zabarko erlebt mit dem jetzigen Krieg einen zweiten Krieg in seinem Leben. Er wollte nicht fliehen bis seine Tochter ihn bat seine Enkeltochter zu retten. Gemeinsam flohen sie über Lwiw, und Budapest nach Deutschland. Seit März diesen Jahres ist Dr. Zabarko hier bei uns in Deutschland. 

Dr. Zabarko berichtete über seine Flucht. Während der Fahrt von Kiew nach Lwiw stand er im Frühjahr diesen Jahres eng zusammengedrängt mit vielen ebenso ängstlichen, panisch fliehenden Menschen im Zug. Zehn Stunden lang stehen sie ohne sich setzten zu können. In diesem Moment hat er sich an diejenigen Juden, Menschen erinnert, die während des Holocaust in den Tod gefahren wurden. Ihm hat es Kraft gegeben die Enge des Zuges und die Flucht zu überstehen, weil ihm bewusst war, dass ihn der Zug ins Leben und nicht in den Tod fährt. 

 

(Maik, Arya und Frau Rittscher – AG Demokratie leben)