Herzliche Hilfe beim Hausmeister, ob Schlüssel, Papier oder Kreide, Herr Daum ist für alle da.
Herzliche Hilfe beim Hausmeister, ob Schlüssel, Papier oder Kreide, Herr Daum ist für alle da.

Der Herr der Schlüssel

 

Hausmeister Lothar Daum übergibt den Schlüsselbund  der RS Plus auf der Karthause

 

 

 

Lothar Daum ist eine Anlaufstelle, immer in Bewegung, im Haus unterwegs, in den Gebäuden besser gesagt. Wenn man ihn sucht, findet man ihn, weil man von weitem seinen Schlüsselbund klappern hört, mitunter auch ein fröhliches Pfeifen. Heute treffe ich die 1,85 m große Anlaufstelle in seiner Schaltzentrale, dem „Glaskasten“ neben dem Eingang. Er sortiert Kalender, überträgt Telefonnummern, hakt Notizen ab. Umgeben von Werkzeug, kleinen, mittleren und großen Kartons,  Andenken von Schülern und ehemaligen Lehrern, z.B. dem „Ewiges-Licht-Männlein“ und verschlungenen Vorhängeschlössern. Es sieht nach routinierten Handgriffen aus, die einen Arbeitstag vorbereiten. Doch gleichzeitig bereitet Herr Daum damit seinen Ruhestand vor. Wie immer hat er einen Moment Zeit, immer, für jeden. Jetzt hat er Zeit für ein paar Fragen.

 

 

„Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag hier?“

 

„Das war der erste September 1986. Der damalige Schulleiter Herr Hammes sagte: „Herr Daum, kommen Sie mal in mein Büro“.  Ich nehme an, mein letzter Arbeitstag hier wird genauso beginnen.“

 

 

„Wie viele Schulleiter haben Sie hier auf der Karthause erlebt?“

 

„Da waren Edgar Hammes, Rita Simonis, Lothar Gail und jetzt natürlich Bodo Dobbertin. Das waren gute Zeiten und auch mal schwierige Zeiten. Der Wandel von der Hauptschule zur Realschule Plus zum Beispiel, Fragen der Zuständigkeiten. Aber mit der Zeit klärt sich alles.“

 

 

„Was wandelt sich nie?“

 

„Mein Lieblingsessen, Bratkartoffeln mit Spiegelei und Spinat. Und meine Lieblingsfernsehserie. Ich sehe die Tagesschau, jeden Tag. Wir haben hier unsere kleine Welt. Aber man muss wissen, was draußen in der großen Welt  los ist, das hängt alles zusammen.“

 

 

„Wie viele Tonnen Kreide haben Sie im Laufe der Jahre an Schüler ausgeteilt?“

 

„Oh, jede Menge. Auf Grund eines Missverständnisses habe ich mal eine ganze Palette voll bestellt, die hat bis vor zwei Jahren gehalten. Und bevor Sie fragen: Mit dem ausgeteilten Toilettenpapier könnte man vermutlich die Erde umrunden!“

 

 

„Schlüssel – ich sehe hier ein ganzes Brett, da eine Dose und dann Ihren Schlüsselbund hier an der Kette. Haben Sie da noch den Überblick?“

 

„Mindestens 25 Schlüssel sind immer am Mann. Dann gibt es Spezialräume, Fenster, Schwimmbad, Gymnasium, Grundschule, Tore, das Heizkraftwerk. Da braucht man ständig Schlüssel, einer muss ja den Überblick behalten!“

 

 

 

 

 

 

 

„Das hört sich nach sehr viel Arbeit an. Was machen Sie denn am liebsten?“

 

„Ich schließe jeden Morgen gerne auf. Dann beginnt ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen. Schüler stehen vor der Tür. Es gibt viele Gespräche, wie Vater-Sohn-Gespräche. Kinder laden bei mir was ab. Manchmal privaten Kummer, manchmal Ärger mit einem Lehrer. Ich sag dann „Versetz dich mal in die Lage von dem Lehrer, jede Medaille hat zwei Seiten.“ Letztendlich wollen wir den Kindern doch alle Rüstzeug fürs Leben mitgeben.“

 

 

„Begegnen Sie diesen Schülern später wieder?“

 

„Tja, bei bestimmt 3000 Kindern in 30 Jahren hat man fast so etwas wie eine Fangemeinde. Wenn ich mal samstags vom Bahnhof zum Löhr-Center spaziere, dann komm ich nicht schnell vorwärts. Die sind dann groß, haben es ganz gut geschafft. Manche wollen wissen, ob bestimmte Lehrer noch da sind. Ich freu mich bei den Begegnungen eigentlich immer.“

 

 

„Letzte Frage Herr Daum, wird Ihnen denn etwas fehlen nach dem 31.12.?“

 

„Die Gespräche mit den Jugendlichen! Im Kopf bin ich ja noch jung, ich mag  die moderne Kommunikation, den Pulsschlag des Lebens hier jeden Tag. Die Schule und das Leben setzen sich aus so vielen Mosaiksteinchen zusammen. Bricht hier eins weg, fällt ein da ein  Teil zusammen, aber dann setzt man ein neues, anderes Steinchen ein und baut wieder auf. So geht es immer weiter, immer neu, immer anders.“

 

 

„Herr Daum, ich bedanke mich für das Gespräch.“

 

Quasi mitten im Satz geht das Leben weiter, ganz normal, ganz alltäglich, zwei Sechstklässler klopfen  an die Glastür und bitten schüchtern um Papierhandtücher.  Und mit einem strahlenden Lächeln, als wäre das Papier grad das wichtigste der Welt,  drückt der Herr der Schlüssel ihnen ein Paket in die Hand. Dieser Moment ist typisch. Die beiden Kinder nehmen mehr mit zurück als nur Papierhandtücher, auch den Mosaikstein, so kann das Miteinander in der Schule sein. Höflich, hilfsbereit, verantwortlich. Danke, Herr Daum.

 

 

 

 

 

Susanne Beyer                                                          Koblenz, 14.12.2017