Auftakt der Projektwoche „Schule mit Courage “ an der RS Plus auf der Karthause

Musikalische Lesung „Eine Mutter kämpft gegen Hitler“ in der Aula

 

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8-10 folgten der Lebensgeschichte des gegen den nationalsozialistischen Terror kämpfenden Anwalts Hans Litten. Seine Nichte Patricia Litten las aus dem Buch ihrer Großmutter Irmgard Litten, die das Schicksal ihres Sohnes festgehalten hatte. Musikalisch unterstrichen  wurde die Lesung durch Einlagen der Cellistin Birgit Saemann.

Seit Dezember hatte die Fachschaft Geschichte unter der Leitung von Frauke Rittscher die Veranstaltung vorbereitet, die durch Fördermittel des Bildungsministeriums RLP und des Förderprogramms „Demokratie leben! Partnerschaft für Demokratie“ ermöglicht werden konnte. 

 

Laurenz aus der 9d beschreibt die Vorbereitung im Unterricht: „Wir haben uns über Hans Litten unterhalten und uns über die schlimmen Begebenheiten der Zeit informiert. Dass man keine eigene Meinung haben durfte, wenn diese nicht der Meinung der Nationalsozialisten entsprach und dass man für Andersdenken, Glauben und Leben ins Gefängnis kam, bzw. gleich ermordet wurde.“

Schulleiter Bodo Dobbertin begrüßt die rund 300 Schülerinnen und Schüler in der Aula: „Heute begeben wir uns wieder auf eine Zeitreise in eine dunkle Zeit in die Vergangenheit, um daraus zu lernen, was war und auch ganz besonders zu lernen, was nie wieder passieren darf.“

 

„Ich danke euch für eure Stille“ schließt Patricia Litten  ihre Lesung und klappt das Buch  zu, das alle weit über eine Stunde gefesselt hat. Als  Auftakt der Projektwoche „Schule mit Courage“ hat die Lesung in der Aula ein Zeichen gesetzt, denn Stille ist nicht das, was man von einer so großen Schülergruppe normalerweise erwartet. 

 

Erschüttert, schockiert, sehr nachdenklich diese Reaktion auf den Moment am Ende des Weges durch das Buch, am Ende des Weges durch das Leben des Rechtsanwalts Hans Litten, der als Gegner des nationalsozialistischen Regimes einen entsetzlichen Weg bis hin zu seinem Tod im Konzentrationslager Dachau durchleiden musste. Musikalisch unterstreicht Birgit Saemann mit ihren Cello- Einlagen die düstere, immer bedrohlicher werdende Entwicklung. Die Nichte  des Anwalts der Arbeiter liest die Aufzeichnungen ihrer Großmutter vor, liest, fasst Passagen mit eigenen Worten zusammen, trägt entscheidende Situationen mit bitterer, manchmal fast versagender Stimme vor, bis hin zum unausweichlichen Ende und den letzten Worten der Mutter von Hans Litten, der sich dem nationalsozialistischen Regime entgegengestellt hatte. 

 

Doch mit der Stille am Ende lässt die Patricia Litten die Zuhörer nicht alleine. Sie holt das Publikum in die Gegenwart, eröffnet eine Fragerunde, kommt von der Bühne herunter und bewegt sich zwischen den Stuhlreihen durch die  Jugendlichen. Diese werden  nun laut mit ihren Fragen, ihrer Entrüstung und ihren Befürchtungen, die alle einen ähnlichen Tenor haben. „Kann so etwas wieder passieren?“ und  „Was müssen wir tun, dass so etwas nicht wieder passiert“?“  Die Antworten der Nichte des Mannes, um den es an diesem Vormittag ging,  wirken sehr persönlich und konkret an diese jungen Leute gerichtet. „Hört nie auf, Fragen zu stellen. Behaltet eure Richtung bei, steht zu dem, was euch wichtig ist. Respekt, vor allem Respekt, vor jedem, so wie er ist, und hört auf euren inneren Kompass.“

 

Auf dem Rückweg zum Schulgebäude gibt Florian aus der Stufe 9 seiner Geschichtslehrerin Frau Rittscher ein Feedback: „ Ich fand gut, dass Frau Litten so lebhaft vorgelesen hat und die Musik hat genau dazu gepasst. Ich konnte jetzt besser verstehen, wie das Leben in den Konzentrationslagern war. Das Buch war so traurig, weil Hans Litten gefoltert wurde und in Dachau gestorben ist.“  

 

Eingangs hatte Schulleiter Bodo Dobbertin gesagt, dass dieser Rückblick  in diese  dunkle Zeit verdeutlichen würde, warum es so wichtig sei, sich für Demokratie und ein friedliches Miteinander einzusetzen. Es scheint, dass dieser Wunsch bei einigen, bei vielen Schülerinnen und Schülern angekommen ist, eine gute Voraussetzung für die beginnende Projektwoche „Schule mit Courage“.

 

Susanne Beyer Koblenz, 28.5.2022