Realschule plus Auf der Karthause begeht Anne- Frank-Tag

 

Ausstellung gegen Antisemitismus und Rassismus

 

 

Ein bunter Geburtstagstisch schmückt seit kurzem den Eingang der Realschule plus Auf der Karthause. Ein kleiner Kuchen, bunt verpackte Geschenke, Kerzen und ein Blumenstrauß: So ähnlich hatte Anne Frank ihren 13. Geburtstag am 12. Juni 1942  gefeiert, ihr letzter Geburtstag in Freiheit. Heute wäre sie 92 Jahre alt und hätte uns viel erzählen können über ihr Leben als jüdisches Mädchen mit 13 Jahren, das unter Verfolgung, Diskriminierung und Rassismus in der Zeit des Nationalsozialismus  leiden musste, Entrechtung erfuhr und schließlich im Februar 1945 den Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen fand.

Die Schüler der Realschule plus Auf der Karthause haben eine bewegende Ausstellung zum Anne-Frank-Tag erarbeitet, die von Oberbürgermeister David Langner am 28.06.2021 feierlich eröffnet wurde und im Untergeschoss der Schule auch nach den Ferien zu besichtigen ist.

Ein kleines rot-weiß kariertes Tagebuch ist eines der wenigen Erinnerungsstücke an Anne Frank, die mit ihrer Familie und vier weiteren Untergetauchten in einem Versteck im Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht vergeblich versuchte, dem Holocaust zu entgehen. Es gab einige Klassen an unserer Schule, die sich im Deutsch-, Geschichts-, Religions- bzw. Ethikunterricht mit Annes Lebensgeschichte und ihrem Tagebuch beschäftigten und ihr Schicksal versuchten nachzuzeichnen: die Enge im Hinterhaus, die Ängste in den Bombennächten, das Eingesperrtsein hinter abgedunkelten Scheiben, den Hunger, die Entbehrungen. Aber Anne erzählt hier auch von den kleinen Momenten der Freude, der heimliche Blick aus dem kleinen Dachfenster auf den Kastanienbaum draußen, wie sie sich freut, neue Dinge zu lernen, wie Latein und Stenografie, oder wenn sie an ihrem kleinen Tisch sitzt und in ihr Tagebuch schreibt, dem sie all ihre Gedanken anvertraut.

Zum Anne Frank-Tag hat die Schulgemeinschaft der Realschule plus Auf der Karthause eine bewegende Ausstellung zusammengestellt, die an Anne und ihr tragisches Schicksal erinnert. Oberbürgermeister  David Langner eröffnete als Schirmherr und Pate unseres Schulprojektes "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" die Ausstellung und zeigte sich angesichts der Exponate betroffen. „Wie konnte es so weit kommen? Es ist ein schleichender Prozess der Ausgrenzung, den Anne Frank erfahren musste. Und es ist nicht nur Geschichte, sondern vielmehr ein Auftrag an uns heute“, meinte Langner.  Schulleiter Bodo Dobbertin dankte Herrn Janorschke vom bundesweiten Netzwerk SoR-SmC und dem Förderverein der Schule für ihre Unterstützung. In seinen einführenden Worten unterstrich Dobbertin, wie vielfältig und kreativ die Schüler ihre Gedanken in die Ausstellung eingebracht haben. Auch er stellte den Zu-

                                     Foto: P. Karges/ "Rhein-Zeitung", Koblenz

 

hörern eine Frage: „Kann so etwas noch einmal passieren? Es ist so wichtig, den Schülern ihren Weg zu kritischen, aufmerksamen und mündigen Bürgern schon früh bewusst zu machen.“  Unsere Schule engagiert sich seit diesem Schuljahr in dem bundesweiten Projekt gegen Rassismus und Antisemitismus. Die AG „Demokratie leben“ erinnert an die Opfer  des Nationalsozialismus und pflegt seit Oktober 2020 die Patenschaft zu den Stolpersteinen der Familien Sonnenberg in der Mainzer Straße. Zur Ausstellungseröffnung konnte die AG einen selbst erstellten Film präsentieren, der ihre Arbeit im Schuljahr lebendig werden ließ.

 

 

Im Keller des Schulgebäudes hinter abgedunkelten Fensterscheiben vorbei an einem Bücherregal mit grauen Aktenordnern öffnet sich dem Besucher der Weg in die Ausstellung. Zwischen großflächigen Plakaten, die Anne als fröhliches, lächelndes Kind im Alter von 4 Jahren zeigen, geht es weiter. Anne wird größer, aber auch die Bedrohungen werden größer, und die Familie Frank muss Deutschland verlassen und flüchtet nach Amsterdam, wo sie sich vermeintlich sicher glaubt.

 

Jede Klasse hat ihre Perspektive auf Annes Leben und Schicksal in die Ausstellung mit einfließen lassen. Da gibt es die Orientierungsstufenschüler, die sich mit Annes Religion, dem Judentum, beschäftigten und dazu Lapbooks gestalteten, die die Spielsachen der Zeit von Anne ausstellten, wie die geliebten Schlittschuhe, ein Springseil oder die Murmelsammlung. Da gibt es eine Kegelbahn, die Schüler der Stufe 9 bauten und damit die Entbehrungen Annes nachzeichneten: Auf den am Boden liegenden umgeworfenen Kegeln stehen Begriffe wie „Schulbesuch“, „Freiheit“, „Freunde“, ja selbst „Toilettengang“, Begriffe, die nachdenklich stimmen. Auf einem Tisch hat die Klassenstufe 7 Annes Koffer gepackt, der ein paar wenige Kleidungsstücke und Habseligkeiten enthält, Erinnerungsfotos von Annes Familie, persönliche Briefe, fein zusammengebunden, und natürlich ihr Tagebuch. Zwischen den alten Koffern erinnert ein  Rucksack von heute  an die Menschen, die  auch heute noch ihr Land verlassen und eine ungewisse Reise antreten müssen. So berichtete der Sechstklässler Mohammed, der die Besucher durch einen Teil der Ausstellung führte, von der Flucht aus seinem Heimatland und machte den Besuchern damit deutlich, was ihn mit Anne Frank verbindet.

 

 

 

„Zivilcourage“ prangt auf einer Stellwand der Zehntklässler und „Hinschauen!“ mahnt ein anderes Plakat, das die Gedanken der Abschlussschüler widerspiegelt.

Gegenüber türmt sich eine Klagemauer auf, die auf der einen Seite mit den Grundrechten bestückt ist, auf der anderen Seite  die Entrechtungen in der Zeit im Nationalsozialismus auflistet.

Ein schwerer Metallzaun, an dem Schüler der 8. Klassen weiße Rosen gebunden und kleine Texte von Anne geknüpft haben, verläuft durch einen Teil der Ausstellung und lässt die Besucher Bedrohung und Abgrenzung hautnah spüren.

Mit dieser Ausstellung, die von den Lehrerinnen Frauke Rittscher, Iris Scharbach, Elisabeth Mader und Karoline Herz mit ihrem Projektteam vorbereitet wurde, wurde ein eindrucksvolles Bild von Anne Frank in einer dunklen Zeit gezeichnet, gepaart mit kreativen Beiträgen der Schüler, die engagiert und überzeugend mithalfen, dass dieses Projekt ein gelungenes wurde und einen nachhaltigen Beitrag gegen Rassismus und Antisemitismus liefert.

Die Ausstellung kann auch nach den Ferien im Keller der Schule besichtigt werden, sofern es die Corona-Maßnahmen gestatten.

 

Auf dem Bild das Projektteam zum „Anne-Frank-Tag“ der Realschule plus Auf der Karthause:

v.l.n.r.:  Aleyna Sengül, Kim Raach, Frau Frauke Rittscher, Lars Ahlscheid, Svenja Henge, Frau Elisabeth Mader, Sean Höpfinger, Domenic Dietzler, Dana Löcker, Frau Karoline Herz, Anna Reyhe, Colin Weishaupt und Frau Iris Scharbach (nicht auf dem Bild)

                                                     Text und Fotos: Karoline Herz, Dana Löcker 10c

                                                            Foto 3: P. Karges/ "Rhein-Zeitung", Koblenz